Festa and Gombert
Composers for the pope and the emporer

Lamentationes

 

Missa Quam pulchra es et quam decora
Motets

Programm

Costanzo Festa (1480/90-1545)

Lamentationes Hieremiae Prophetae

Lamentatio I
Lamentatio IV
Lamentatio V
Lamentatio VI

Ecce advenit dominator

Nicolas Gombert (c. 1495-c. 1560)

Missa Quam pulchra es et quam decora (4 – 7 Stimmen)

Kyrie
Gloria
Credo
Sanctus
Agnus Dei

Motette: Musae Iovis

Die sogenannten Klagelieder des Jeremias sind fünf im Tone alttestamentarischer Totenlieder gehaltene Gesänge, deren Verfasser unbekannt ist. In alten Übersetzungen werden sie dem Propheten Jeremias zugeordnet. Der Dichter klagt um das im Jahre 586 zerstörte Jerusalem und die Folgen, schildert in ergreifender Weise das Leid der in der Stadt Verbliebenen als Gottes Strafgericht und ruft zur Umkehr auf. In der katholischen Kirche wird dieser Text in den Nachtmessen der Karwoche, und zwar von Gründonnerstag bis Karsamstag gelesen, wo er an das Geschehen der Passionszeit erinnert, das immer auch verbunden ist mit der Aufforderung zur Buße und Umkehr. Im Hebräischen bilden die Anfangsbuchstaben jedes Verses ein Akrostichon, beginnend mit dem Buchstaben Aleph, dann Beth usw. Diese hebräischen Anfangsbuchstaben waren nicht übersetzbar, wurden aber in der lateinischen Übersetzung übernommen, so daß sie auch in Festas Lamentationen zu hören sind.
Im 15. und 16. Jahrhundert waren die Klagelieder des Jeremias der musikalische Schwerpunkt der Passionsmusik, während die eigentliche Passion zu dieser Zeit weit weniger beachtet wurde, was sicher an der Bindung an den Lektionston lag. Bei Festas Lamentationen handelt sich um einen der großen Zyklen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, der in einer Quelle der Vatikanischen Bibliothek von 1543 überliefert ist. Festa war seit 1517 Mitglied der päpstlichen Kapelle und ein von seinen Zeitgenossen hochgeschätzter Meister, vergleichbar mit Josquin oder Gombert. Die überwiegend nur für Männerstimmen geschriebenen Klagelieder sind äußerst vielgestaltig, reichen von Zweistimmigkeit bis zu Siebenstimmigkeit und zeigen den für Festa typischen, dissonanzenreichen, sehr farbigen und von ausdrucksstarker Stimmführung geprägten Satz. Den Text hat Festa augenscheinlich selbst aus Versen und Halbversen der Klagelieder nach eigenen Vorstellungen zusammengestellt.
Während Festa seit 1517 der päpstlichen Kapelle angehörte und bevorzugter Komponist von Papst Clemens VII. war, war Nicolas Gombert zeitgleich kaiserlicher Kapellmeister Karls V. Die päpstliche und die kaiserliche Kapelle trafen zur Krönung Karls V. 1530 in Bologna zusammen und wahrscheinlich wurde die Motette „Ecce advenit dominator“ von Festa als besondere Huldigung des Kaisers geschaffen, wofür besonders die Zeile „dominabitur (…) ad terminos orbis terrarum, a solis ortu usque ad occasum“ spricht – Karl V. wurde bekanntlich als Herrscher eines Reiches bezeichnet, in dem die Sonne nie untergeht.

Gomberts Missa Quam pulchra es et quam decora ist wie fast alle Messen Gomberts eine Parodiemesse. Sie ist auf eine Motette Noel Balduins geschrieben, der selbst auch eine sechststimmige Messe hierzu verfasste. Gombert geht sehr frei mit dem Material der Motette um, das als Modell kaum noch zu erkennen ist. Dabei entwickelt er seinen typischen dichten, tiefen Klang von großer Pracht. Die Sechsstimmigkeit wird im zweiten Agnus Dei zur Siebenstimmigkeit erweitert, wo er als cantus firmus die gregorianische Antiphon „Ecce sacerdos magnus“ als „canon ad longum“ ergänzt, womit er seine souveräne Meisterschaft beweist.